Innovationscampus Verwaltungszentrale KVV

Wettbewerb 2022, 1. Preis
Auftraggeber KVV
mit Plandrei Landschaftsarchitekten
und Ropertz+Partner
Modellbild: renderatelier

 

Im Rahmen eines europaweiten Realisierungswettbewerbs mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren entwickelte unser Architekturbüro 2022 als Planungsteam mit plandrei Landschaftsarchitekten und Ropertz+Partner einen klimaneutralen, offenen Innovationscampus für die Verwaltungszentrale der Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH (KVV). Mit unserem gemeinsamen hochbaulich-städtebaulichen sowie freiraumplanerischen Konzept für den Neubau und die Implementierung des teilweise sanierten Nordriegels am Königstor belegten wir einen der beiden ersten Preise im Ideenteil und einen der beiden zweiten Plätze im Realisierungsteil. Zwischen den beiden Preisträgern wird die Entscheidung für die weitere Bearbeitung des mit rund 120 Mio. Euro budgetierten Großprojekts fallen.

Städtebaulich orientieren sich drei große kompakte Bauvolumina für die KVV, das Gesundheitsamt und eine Wohnnutzung zu den Blockrändern entlang des Königstors und der Wilhelmshöher Allee und sorgen für eine ruhige Schließung der Blockkanten. Klar gefasste Öffnungen in den Blockaußenkanten definieren die Zugänge zum Quartiersinneren; leichte bauliche Überhöhungen betonen die Zugänge und bilden dezente, aber wohltuende Akzentuierungen. Durch die Bündelung der Baumassen öffnet sich ein großer zusammenhängender Freiraum in der Quartiersmitte, der das grüne Herz des Campusareals bildet. Drei „schwimmend“ in diesem grünen Raum angeordnete Baukörper (HVSV, Wohnturm mit Gastronomie, Kita) bilden maßvolle Orientierungspunkte und gliedern den bewegten Freiraum. Es entsteht eine zusammenhängende Campus-Struktur inmitten eines einzigartigen städtischen Grünraums.

Die neue ganzheitliche Architektur verkörpert das inhaltlich vorgegebene Arbeitskonzept der KVV unaufgeregt, aber effektiv. Der bestehende Baukörper am Königstor wird in das bauliche Konzept für die KVV integriert. Der Haupteingang bleibt in seiner Lage unverändert und leitet über in die Markt- und Kreativsphäre, die als zentrales Herzstück des Gebäudes inszeniert wird. Die Baukörper selber zeichnen sich durch kompakte, wirtschaftliche und gut organisierbare Gebäudestrukturen aus, die sich flexibel an sich verändernde Nutzungsanforderungen anpassen können.

Dem Gesamtbild der bestehenden Stadtstruktur folgend werden die zu den Blockrändern orientierten Gebäude als Massivbauten geplant. Zur Quartiersmitte prägen leichte Hybridbauten das Bild, deren konstruktive Holzoberflächen sich mit den natürlichen Freiräumen zu einem modernen, grünen und nachhaltigen Quartier verbinden.

Mit dem zentralen Park bekommt das Areal ein neues Herz – eine Stadtlandschaft – als Ort der Ko-Existenz von Mensch und Natur. Flora und Fauna siedeln sich an, entwickeln sich, werden verdrängt, erholen sich und bilden ein Miteinander mit den Nutzern des Parks. Dieser andauernde Prozess produziert Vielfalt anstatt Dominanz. Der Nutzer ist darin kein stiller Beobachter, sondern Teil des Ökosystems.

Dem hohen Nachhaltigkeitsanspruch des Projekts wird auf mehreren Ebenen Rechnung getragen. Neben der Verwendung von robusten, regionalen und teilweise bereits recycelten Materialien legten wir bei der Ausarbeitung des Konzepts vor allem Wert auf die konsequente Reduzierung des Energie- und Leistungsbedarfs für Strom und Wärme, den Einsatz innovativer Gebäudetechnik sowie die passive und aktive Nutzung von Sonnenenergie und ein entsprechend intelligentes Stromlastmanagement.

Eine sehr gute ÖPNV-Anbindung, Car-Sharing, E-Bike-Ladestationen, komfortables und sicheres Fahrradparken sowie das attraktive Rad- und Fußwegenetz stellen ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes Mobilitätskonzept dar.

Das Preisgericht lobte unsere Arbeit unter anderem als „in seiner Maßstäblichkeit wohltuend abwechslungsreich“ und hebt „die Arbeit (als) durch ihre Differenziertheit und Durchdringungstiefe gesamtheitlich-freiräumlich sehr sorgfältig durchgearbeitet“ hervor. Es sieht in dem neuen Campus einen „Platzraum, der als Nukleus für die städtebauliche Entwicklung wirken kann und die Themen zeitgemäße Arbeits- und Lebenswelten mit den Anforderungen einer attraktiven Stadtraumgestaltung und stadt-klimatischen Qualitäten verknüpft“. Die Arbeit „zeichnet insgesamt zukunftsgewandte Lösungen auf, die das Preisgericht überzeugen“.